Interview Norbu und Nyima

Norbu und Nyima und ihre deutsche Patenfamilie (Stand Oktober 2019)

Norbu-und-Nyima-00Im September 2003 lasen Heidi und Andreas Wieschen aus Dieburg, dass die Dolpohilfe e.V. dringend Paten für Kinder im Upper Dolpo suchte. Diese im Nordwesten Nepals gelegene Region liegt auf 5.000 m Höhe, nahe der tibetischen Grenze und ist überwiegend von Buddhisten tibetischer Abstammung bewohnt.
Das Ehepaar Wieschen wollte gerne die Patenschaft für zwei Schwestern übernehmen, die ungefähr im Alter ihrer Töchter (damals 10 und 8 Jahre alt) waren, leider bot sich diese Kombination jedoch nicht. So entschieden sie sich, Nyima (12 Jahre) und ihren Bruder Norbu (11 Jahre) zu unterstützen. Deren fünf Geschwister bekamen nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen.Norbu-und-Nyima-01

Aufgrund der eisigen Winter in den Bergen hatte der Verein für den Winter 2004/2005 ein Gebäude in Kathmandu angemietet. Hier konnten die Schüler auch während des Winters unterrichtet werden. Kurzfristig beschloss Familie Wieschen, der Winterschule einen Besuch abzustatten, ihre beiden Patenkinder kennenzulernen und eine Woche dort zu verbringen.

Nach Abschluss der Grundschule stand für die Geschwister im Upper Dolpo keine weiterführende Schule zur Verfügung. Nun des Schreibens mächtig, verfassten sie mehrere Briefe an ihre Patenfamilie, die sie mangels Geld und Bergpost Trekkingtouristen aus aller Welt mitgaben, in der Hoffnung, einer möge die Empfänger erreichen. Tatsächlich erreichten einige dieser Briefe die Wieschens und die lasen darin die Bitte, weiter zur Schule gehen zu dürfen: „I want to become an educated. So please send me to Kathmandu school“.

Norbu-und-Nyima-03Diesem Wunsch wollte die Familie gerne entsprechen, musste sich jedoch einen neuen Verein suchen, der Kinder in Nepals Hauptstadt unterstützt. So kam Familie Wieschen auf uns – die Nepal Kinderhilfe e.V. Die Kinder wurden in zwei verschiedenen tibetischen Internatsschulen untergebracht und verbrachten die Ferien zusammen im Mandala-Kinderhaus. Eine Heimreise hätte ca. 12 Tage (überwiegend zu Fuß durch die Berge) gedauert und kam daher selten in Betracht.

Als einige Zeit später ein tibetisches Hostel von der Shelter 108 e.V. eröffnete wurden, zogen die Kinder dorthin um und konnten nun auch wieder mit Gleichgesinnten ihre tibetische Sprache, Religion und Kultur praktizieren.Norbu-und-Nyima-04

Diese Traditionen kamen ihnen insofern sehr zu Gute, als dass sie nach der 10. Klasse für einige Wochen in ihre Heimatregion zurückkehrten und dort in ihrer alten Sommerschule in Salang selbst Unterricht geben konnten. Lehrer sind in diesen abgelegenen Regionen sehr gefragte Leute.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der 10. Klasse besuchte Norbu zwei Jahre lang das St. Lawrence College. Da die Beiden aus einer Amchi-Familie (traditionelle Heiler) kommen, wollte er gerne etwas Medizinisches studieren. Auch wenn es sehr schwer ist, in Nepal einen Studienplatz in Medizin zu bekommen, hat Norbu es schließlich geschafft.

Norbu-und-Nyima-05Er studiert nun Zahnmedizin und ist aktuell im 3. Studienjahr.

Nyima hat bis zur 12. Klasse tibetische Schulen besucht. Auch ihr Interesse galt der Medizin und so hat sie sich um ein Studium der Tibetischen Medizin in Indien bemüht.

Norbu-und-Nyima-06Die Familie Wieschen ist sehr stolz auf ihre beiden Patenkinder und hat ihre Entwicklung nicht nur aus der Ferne beobachtet. Drei Familienreisen (2004, 2007 und 2009) und eine Tour von Heidi Wieschen (2011) führten nach Nepal zu Norbu und Nyima.

Wir als Verein sind dankbar und stolz: Danke, Familie Wieschen, für den Einsatz und die vielen Recherchen! Stolz sind wir, weil unsere Hilfe dazu beiträgt, dass Kinder zu gebildeten und selbstständigen Menschen werden.